Die differenzierte Aufmerksamkeit, man könnte sie auch Unaufmerksamkeit nennen, spielt bei legasthenen/ dyskalkulen Kindern eine wesentliche Rolle, da sie dazu führt, dass Kinder im Symbolbereich (Buchstaben, Zahlen,…) nicht das leisten können, was von ihnen erwartet wird.
Viele Fehler passieren, weil die Gedanken und das Handeln beim legasthenen/ dyskalkulen Menschen nicht im Einklang stehen. Dadurch entstehen sogenannte Wahrnehmungsfehler. In anderen Bereichen findet bei diesen Kindern dieser Vorgang nicht statt. Deshalb ist es auch falsch, diese Kinder als „unkonzentriert“ zu bezeichnen.
Diese Kinder können sich oft stundenlang einer Sache widmen, die ihnen Spaß macht, wie z.B. das Legospiel. Nur Symbole erzeugen bei ihnen im Unterbewusstsein eine Ablehnung, für die man sie aber nicht verantwortlich machen kann.
Die Gedanken zu beherrschen, nicht von den Gedanken beherrscht zu werden, ist die Devise. Dies wird auch schon von sehr jungen Kindern verstanden. Natürlich ist es möglich, das Aufmerksamkeitstraining durch verschiedene Übungen positiv zu unterstützen. Sämtliche Übungen der Edu-Kinästhetik, des autogenen Trainings, Entspannungsmusik, Phantasiereisen, Geschicklichkeitsübungen u.v.m. helfen dem legasthenen/ dyskalkulem Kind, sich besser und aufmerksamer den Tätigkeiten des Lesens, Schreibens, Rechnens und des Lernens zu widmen. Wichtig ist nur, dass es vom jeweiligen Kind angenommen wird.
Lehrer sollten öfters während des Unterrichts, auch Eltern während der Hausaufgabensituation, legasthene/ dyskalkule Kinder daran erinnern, mit ihren Gedanken unmittelbar bei dem zu sein, was sie gerade jetzt tun und alle anderen Gedanken zu verbannen. Dies darf natürlich nicht in einer stereotypen Aussage enden, wie „Konzentriere dich endlich!“. Wichtig ist es auch, öfters mit dem Kind über seine Probleme bezüglich der Aufmerksamkeit bei Symbolen zu sprechen. Es könnte auch ein Zeichen verwendet werden, welches man dem Kind gibt, wenn man merkt, es ist schon wieder meilenweit weg mit seinen Gedanken. Das Flieger-OK oder das Taucher-OK haben sich bestens bewährt. Auch andere Gegenstände, die dem Kind signalisieren: „Jetzt muss ich mit den Gedanken wieder bei der Sache sein“, ein Lieblingssticker beispielsweise, aufgeklebt auf einem Gegenstand, welches das Kind auch in der Schule ständig vor Augen hat, auch ein bestimmtes Schreibgerät, können dem Kind helfen, sich zu erinnern, aufmerksam zu sein.
Wichtig ist, dass diese Technik lange und ausdauernd geübt bzw. trainiert wird, nur dann wird es den gewünschten Erfolg bringen. Kinder, die nicht aufgeben zu probieren, ihre Gedanken zu lenken, werden früher oder später erste Erfolgserlebnisse haben. Plötzlich merken sie, dass ein Satz, den sie im Zustand der völligen Aufmerksamkeit geschrieben oder gelesen haben, absolut richtig ist, und dass sie sich auch den Inhalt des Gelesenen gemerkt haben. Ab diesem Zeitpunkt ist es dann nur noch eine Frage der Zeit, wann sie ihre Oberflächlichkeit bezüglich der Symbolik aufgeben und sich dieser Prozess der Aufmerksamkeit bei Symbolarbeiten automatisiert.
F steht für FUNCTION – FUNKTION
Die Funktionen, die sogenannten Sinneswahrnehmungen, auch Teilleistungen genannt, sind bei legasthenen/ dyskalkulen Kindern different. Es ist abzulehnen, von Störungen, Schwächen oder Krankheitsbildern zu sprechen. 15% der Weltbevölkerung, egal welche Sprache sie sprechen oder welche Schrift sie schreiben, sind laut IDA (International Dyslexia Association USA) von einer Legasthenie betroffen.
Legasthene/ dyskalkule Menschen haben einfach eine andere Wahrnehmung, sehr schnelle Gedankengänge, die sie in bedingter Weise am richtigen Schreiben, Lesen oder Rechnen hindern. Sie erlernen die Kulturtechniken zwar auch, aber in einer anderen Art, als es ihnen in unserem Schulsystem angeboten wird.
Dabei sind zwei Dinge zu beachten: Das legasthene/ dyskalkule Kind braucht eine längere Zeit, um sich mit den Symbolen problemlos auseinandersetzen zu können und es muss wesentlich vertiefender Wortbilder oder Rechenprozesse erlernen. Wichtig ist, bei einem legasthenen/ dyskalkulen Kind zu wissen, welche Sinneswahrnehmungen different sind, denn es ist in keiner Weise so, dass alle 8 Teilbereiche der Sinneswahrnehmungen different sein müssen.
S steht für SYMPTOM – SYMPTOM
Das Symptomtraining ist das Training an den Fehlern.
Das Schreiben lernt auch das legasthene Kind nur durch Schreiben, das Lesen durch Lesen, das Rechnen durch Rechnen. Übung macht den Meister, denn auch das legasthene Kind muss üben, genauso wie jedes andere Kind. Wichtig ist nur, dass das Erlernen und Vertiefen auf langsame und stetige Art vor sich geht. Zu viel Information im Symbolbereich ist für das legasthene Kind nicht zuträglich. Wichtig ist auch, dass ein Erlernen mit allen Sinnen erfolgt. Das legasthene Kind lernt durch Angreifen am besten. Der Einsatz des Computers hat sich dabei auch als besonders hilfreich erwiesen.